Über meine Arbeit

Pigmente

Der Klang des Bildes

Wir finden in den Arbeiten von Jutta Mewes drei Stufen malerischer Realisation:
Klang (Stimmung) – Inneres Bild (Bewegung) – Motiv (Charakter). Auch im Klang, in der Stimmung finden wir Bewegung und Komposition und umgekehrt.
Die Malerin versucht in Ihrer Malerei “Klänge” zu erzeugen, die ein qualitatives Verhältnis von Farben zueinander darstellen. Diese Klänge entstehen häufig durch Transparenz der lasierend übereinander gemalten Farb- und Materialschichten. Manchmal tauchen Spuren frühester Bemalung noch durch zahlreiche darüberliegende Farbschichten auf, und oft sind es gerade diese kleinen Farbschichten, die eine Bildaussage beeinflussen. Die Arbeiten entstehen in einem langen Prozess, in der Übereinanderschichtung von Farben, Sand, Papier, Kohle und Ölkreiden.
Die Farbe ist nie bloßer Träger einer Gegenständlichkeit, sondern Träger ihrer selbst. Die Motive sind nicht in das Bild, in die Farbe hineingearbeitet, sondern aus dem Wechselspiel von Stimmung und Bewegung entstanden.
Der Schweizer Maler Alexander Jeamaire beschreibt den Malprozess als einen Akt des “Alleingelassenseins” des Künstlers mit der “Angst und Unsicherheit vor der leeren weißen Leinwand angesichts der ungeheuren Freiheit des unbeschränkten schöpferischen Ausdrucks. Dies ist “die Stunde der Wahrheit, denn die Leinwand widerspiegelt erbarmungslos, wer du bist.”


Das Finden des Motivs in der Verwandlung

Jutta Mewes beginnt mit der „weißen“ Fläche. 2-Dimensionalität und Flächigkeit in der Wahrnehmung sind also im Wesentlichen die Ausgangsbasis des noch Entstehenden.
Die Spannung des „noch nicht Gewordenen“, die Herausforderung des „Schöpfens aus dem All der Möglichkeiten“, das „materielle Nichts der weißen Leinwand“ erlebt die Malerin als extrem starke Wirklichkeit, es ist Grundlage ihrer Arbeit.
Analog zur „Leere“ der Fläche steht ein quasi „vorstellungsfreies“ Bewusstsein. Das noch zu verwirklichende Bild wird nicht vorgestellt oder vorweg projiziert.
Innerhalb des Arbeitsprozesses entstehen Flächen, Bewegungen, welche die weiße Grundfläche langsam zu fassen beginnen. Mewes legt Schichten übereinander, Licht und Dunkel entstehen: Der malerische Raum rückt in den Bereich des Wahrnehmbaren.
Tiefe entsteht – jedoch ist sie keine perspektivische Illusion, sondern eine durch Farbwirkung und Hell-Dunkel Kontraste entstehende, rein flächige Tiefe. Die Fläche, bzw. der flächige Raum wird an dieser Stelle mehr als eine Oberfläche. Er erhält eine eigene, wirklichkeitsunabhängige Existenzberechtigung.
Innerhalb dieses Prozesses findet Mewes zum Motiv des Bildes. Das Motiv ist dabei kein realistisches, sondern mehr die „Idee“, das sich zugrunde legende Prinzip. Es arbeitet sich quasi selbst heraus aus dem Stoff, Andeutungen werden weiterverfolgt oder auch wieder verwandelt, bis sich schließlich innerhalb einer äußerst vielschichtig angelegten Gesamtkomposition das Bild findet.
Innerhalb der so fortschreitenden Verwandlungen, Schichten und Transparenzen findet Mewes Schritt für Schritt das „Bild“, das Motiv, die Gesamtkomposition. Diese weckt zwar Assoziationen, Anflüge, Inspirationen eines Realen, bildet aber im Verhältnis zur 3-dimensionalen Wirklichkeit ein völlig Neues, eine in der geistigen Interpretation wirkende Wirklichkeit.

(B.F.Siebrecht zur Ausstellung „ Fotografie-Malerei-New Mixed Media“ Münster 2008)

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